Samstag, 28. Mai 2011

Von Fliegen, Spinnen und Hummeln

Motiv: Hummelragwurz (Ophrys holoserica) vom 8. Mai 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 90mm | F9 | 1/20


Obwohl der Titel so klingt, wird in diesem Post kein einziges Tier zu sehen sein....
Heute dreht es sich um Orchideen, genauer um Ragwurzen. Vorstellen möchte ich die Fliegenragwurz (Ophrys insectifera), die Spinnenragwurz (Ophrys sphegodes), die Hummelragwurz (Ophrys holoserica) und eine Hybride. In Deutschland gibt es außerdem die Bienenragwurz (Ophrys apifera).

Motiv:Spinnenragwurz (Ophrys sphegods) vom 25. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 200mm | F3,2 | 1/200

Merkmale:
Je nach Art werden die Pflanzen 30-50cm hoch und tragen 4-10 Blüten.
Auf der braunen Lippe sind die insekten-imitierenden Zeichnungen. 

Motiv:Spinnenragwurz (Ophrys sphegods) Blüte mit H-Zeichnung vom 23. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 790mm | F16 | 1/4


Bei der Spinnenragwurz ist die Zeichnung ein klares "H", bei der Hummelragwurz ein "H" mit Flecken. Die Hummelragwurz ist wohl die bunteste der vier Arten. Hummel- und Bienenragwurz lassen sich durch die Ausrichtung ihres Anhängsels an der Lippe unterscheiden: Bei der Hummelragwurz ist es nach außen geklappt, bei der Bienenragwurz nach innen geschlagen. Die Fliegenragwurz ist vergleichsweise sehr schmal.

Motiv: Hummelragwurz (Ophrys holoserica), deutlich zu sehen das nach vorne abstehenden Anhängsel der Lippe, vom 11. Juni 2010
Aufnahmedaten: Canon40D | Tamron 90mm | F6,3 | 1/125



Motiv: Fliegenragwurz (Ophrys insectifera) vom 25. Mai 2010
Aufnahmedaten: Canon40D | Tamron 90mm | F5 | 1/80

Bestäubung:
Ragwurzen haben eine ganz besondere Vermehrungsstrategie: Sie imitieren Sexuallockstoffe von bestimmten Insekten und auch die Blütenform ist an die einer weiblichen Biene / Wespe angepasst, inklusive Behaarung. Die Männchen schlüpfen zeitlich vor den Weibchen und werden dann von der Blüte angelockt. In der Annahme, es handele sich um ein Weibchen, "paart" sich das Männchen mit der Blüte. Bis es den Irrtum bemerkt, hat es den Pollen aufgneommen. Auf der Suche nach einem "richtigen" Weibchen wird es von der nächsten Blüte angelockt und bestäubt nun bei der "Paarung" die Blüte. 

Motiv: Hummelragwurz (Ophrys holoserica) vom 8. Mai 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 90mm | F4,5 | 1/125


Die Imitation des Weibchens geht sehr weit. So können die Männchen anhand der Behaarung erfühlen, wo vorne und wo hinten beim Weibchen ist. Je nach Ophrys-Art werden die Pollinien dann auf das Abdomen oder auf den Kopf geklebt.

Motiv:Spinnenragwurz (Ophrys sphegods) vom 25. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 90mm | F208 | 1/2500


Der Erfolg dieser Strategie ist sehr gering, der Fruchtansatz liegt bei ca. 5%. Lediglich die Bienenragwurz hat aufgrund von erfolgreicher Selbstbestäubung nahezu 100% Fruchtansatz. Dies zeigt, dass eine zu große Spezialisierung im Laufe der Evolution auch Nachteile haben kann. Denn so wird nur ein sehr geringer Anteil der grundsätzlich möglichen Bestäuber erreicht, nämlich die Arten, die auf die Sexuallockstoffe und das Aussehen der Blüte positiv reagieren.

Motiv: Fliegenragwurz (Ophrys insectifera) vom 23. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 200mm | F3,5 | 1/250


Die Arten können untereinander hybridisieren, was die Bestimmung erschweren kann, denn auch die Einzelarten sind sehr variabel.

Motiv: Hybride aus Hummelragwurz und Spinnenragwurz (Ophrys holoserica x sphegodes) vom 8. Mai 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 90mm | F7,1 | 1/40


Motiv: Apochrome Bienenragwurz (Ophrys apifera) vom 3. Juli 2010
Aufnahmedaten: Canon40D | Tamron 90mm | F4 | 1/160


Bei unserer Tour zu den Ragwurzen begegneten wir einer Rentner-Gruppe, die uns fragte, ob wir Orchideen fotografieren - Ja - und wo sie denn seien? Das verwunderte uns schon etwas, denn am Standort stehen sehr viele. Wir zeigten ihnen also die Ragwurzen. Als Kommentar folgte "DAS sind Orchideen? Die hab' ich mir schöner vorgestellt!"
Die Gruppe hatte offenbar die großen bunten, tropischen, in Gärtnereien zu kaufende Orchideen vor Augen. Der abwertende Kommentar steht unserer Meinung aber in keinem Verhältnis zur überaus interessanten Biologie der Pflanzen.

Motiv:Spinnenragwurz (Ophrys sphegods) vom 23. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 90mm | F2,8 | 1/640


Die Bienenragwurz war 1995 und die Fliegenragwurz 2003 Orchidee des Jahres.
Da hier Pflanzen und Tiere ganz eng zusammenhängen, müssen auch im Naturschutz der Schutz der Ragwurzen mit dem der Hautflügler verknüpft werden.



Literatur: Horst Kretzschmar: Die Orchideen Deutschlands und angrenzender Länder finden und bestimmen, Wiebelsheim 2008.

Mittwoch, 25. Mai 2011

Auf der Aussichtsplattform

Diesen kleinen Hüpfer fand ich auf einem Spaziergang inmitten der Margerithe und mit Pollen bestäubten Fühlerchen. Nach einigen Fotos sprang er hinunter ins Gras.


 

Motiv: Larve einer Langfühlerheuschrecke vom 8. Mai 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 90mm | F4,5 | 1/100

Freitag, 20. Mai 2011

Libellula fulva - Der Spitzenfleck

Ein Artenportrait

Motiv: Spitzenfleck (Libellula fulva), Männchen, vom 6. Mai 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 200mm | F4,5 | 1/250


Der Spitzenfleck (Libellula fulva) gehört zu einer von mehreren für mich dieses Jahr neu kennengelernten Libellen. Er ist eine Großlibelle und aus der Familie der Segellibellen / Libellulidae, in die auch der Plattbauch, der Vierfleck, Heidelibellen und Blaupfeile gezählt werden. 

Motiv: Spitzenfleck (Libellula fulva), Männchen mit leicht angerauchten Flügelspitzen vom 6. Mai 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 200mm | F7,1 | 1/125


Seinen Namen hat er aufgrund der dunkel gefärbten Flügelspitzen, die man aber vor allem bei den Weibchen sieht. Männchen haben sie nicht zwingend. 
Die Männchen sind hellblau gefärbt, das Abdomen ist bereift. Die Bereifung kann durch den Griff des Weibchens bei der Paarung abgegriffen sein.
Die Weibchen sind leuchten orange gefärbt und haben deutlich dunkle Flügelspitzen.

Motiv: Spitzenfleck (Libellula fulva), Weibchen vom 4. Juni 2011 mit dunklen Flügelspitzen
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 200mm | F4,0 | 1/800

Motiv: Spitzenfleck (Libellula fulva), Weibchen vom 8. Mai 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 200mm | F4,5 | 1/400

Während die Männchen dauerhaft am Gewässer patroullieren und sich regelmäßig auf günstigen, das heißt sonnigen, freistehenden und leicht erhöhten Ansitzen niederlassen (um von dort aus das Revier im Blick zu behalten, es gegen andere Männchen zu verteidigen und einen Startpunkt für die Jagd zu haben), sind die Weibchen nur zur Paarung am Gewässer und auch dann etwas "fotografenscheu".

Motiv: Spitzenfleck (Libellula fulva) Männchen vom 6. Mai 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 175mm | F6,3 | 1/160


L. fulva schlüpft im Mai und fliegt bis Juli und lebt an sauberen, vegetationsreichen, meist stehenden Gewässern.
Der Spitzenfleck steht sowohll auf der Roten Liste der Bundesrepublik als auch auf der Baden-Württembergs auf der RL2 und ist damit stark gefährdet.


Motiv: Spitzenfleck (Libellula fulva) Männchen vom 13. Mai 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 200mm | F4 | 1/640

Samstag, 14. Mai 2011

Lebendige Schachbretter

Motiv: Schachblume (Fritillaria meleagris) vom 24. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 188mm | F3,2 | 1/400


Wie bereits im letzten Post angekündigt, kann ich heute etwas Besonderes zeigen: Wild lebende Schachbrettblumen / Schachblumen / Kiebitzei / Fritillaria meleagris!

Motiv: Schachblume (Fritillaria meleagris) vom 22. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 200mm | F5 | 1/80

Die Schachbrettblume hat ihren Namen aufgrund der gemusterten Blütenblätter. Selten findet man weiße Exemplare, die aber bei genauem Betrachten auch eine Schach-Aderung aufweisen.

Motiv: Schachblume (Fritillaria meleagris) vom 24. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 90mm | F6,3 | 1/50


Motiv: Schachblume (Fritillaria meleagris) vom 22. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 200mm | F3,2 | 1/200
Es handelt sich um eine einkeimblättrige Pflanzem die in die Familie der Liliengewächse / Liliaceae gehört und im Boden eine giftige Zwiebel hat.

Motiv: Schachblume (Fritillaria meleagris) vom 24. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 200mm | F3,5 | 1/80
Motiv: Schachblume (Fritillaria meleagris) vom 22. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 180mm | F3,2| 1/30

Sie blüht etwa Mitte April und wächst in feuchten, nährstoffarmen Wiesen und steht unter Naturschutz. 1993 war sie Blume des Jahres. 

Motiv: Schachblume (Fritillaria meleagris) vom 24. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 200mm | F3,5 | 1/60

Motiv: Schachblume (Fritillaria meleagris) mit Morgennebel vom 24. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 113mm | F3,5 | 1/60

Motiv: Schachblume (Fritillaria meleagris) vom 24. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 200mm | F3,2 | 1/2000

Motiv: Schachblume (Fritillaria meleagris) vom 22. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 135mm | F3,5 | 1/800


Motiv: Schachblume (Fritillaria meleagris) vom 24. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 200mm | F3,5 | 1/640

Motiv: Schachblume (Fritillaria meleagris) vom 22. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 200mm | F3,5 | 1/250

Motiv: Schachblume (Fritillaria meleagris) vom 24. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 200mm | F3,2 | 1/400

Motiv: Schachblume (Fritillaria meleagris) vom 22. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 157mm | F3,2 | 1/400

Motiv: Schachblume (Fritillaria meleagris) vom 22. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 200mm | F3,2 | 1/160

Motiv: Schachblume (Fritillaria meleagris) vom 24. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 790mm | F5,6 | 1/125

Motiv: Schachblume (Fritillaria meleagris) vom 24. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 169mm | F3,5 | 1/80

Dienstag, 10. Mai 2011

Einen zweiten Frühling....

Motiv: Wiesen-Schlüsselblümchen (Primula veris) vom 23. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 200mm | F3,2 | 1/250


...erlebten wir während unseres Kurzurlaubs über Ostern in Oberfranken. Dort blühten beispielsweise noch die Anemonen. Aber vor allem blühten dort Wiesenschlüsselblümchen (Primula veris), die es hier kaum gibt. 
Und es blühten nicht nur einige Wiesenschlüsselblümchen, sondern ganze Wiesen waren einfach gelb von ihnen!

Motiv: Wiesen-Schlüsselblümchen (Primula veris) vom 23. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 139mm | F10 | 1/160


Ich habe noch nie so viele Schlüsselblümchen auf einmal gesehen wie in diesen Tagen, einfach überwältigend.

Motiv: Wiesen-Schlüsselblümchen (Primula veris) vom 23. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 90mm | F3,2 | 1/500
 

Ein ebenso umwerfend schöner Sonnenuntergang rundete den Besuch bei den Schlüsselblümchen ab. 
Aber das eigentlich Highlight des Aufenthalts kommt erst noch - im nächsten Post...

Motiv: Wiesen-Schlüsselblümchen (Primula veris) vom 23. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 70mm | F16 | 1/6

Samstag, 7. Mai 2011

Totholz lebt!

Motiv: Buschwindröschen (Anemone nemorosa) vom 5. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 90mm | F16 | 1/10


Einen Nachmittag habe ich mit der Beobachtung eines kleinen Bereichs unter unseren Buchen verbracht: Halbschatten, viel trockenes Laub und das Totholz eines großen, im Winter abgebrochenen Asts.

Es ist ja bekannt, wie wichtig Totholz für viele Tiere ist. Und dennoch ist es immer wieder faszinierend, die kleinsten Krabbler auf engem und so lebesnfeindlich erscheinenden Raum zu entdecken:

Neben langen Ameisenstraßen finden sich dort viele Wolfsspinnen, die man jedoch kaum fotografieren kann, weil sie sich blitzschnell verstecken.

Motiv: Wolfsspinne (Pardosa spec.) vom 18. April 2008
Aufnahmedaten: Lumix FZ50 | F4 | 1/2000
 

Motiv: Wolfsspinne (Pardosa spec.) vom April 2009
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 90mm |


Während ich die Ameisen beobachtete, sah ich immer wieder etwas metallisches neben mir aufblitzen. Es kostete viel Geduld, bis immerhin ein Foto von dem ca 3mm großen Käfer gelang. Es handelt sich um einen Laufkäfer der Gattung Notiophilus

Motiv: Laufläfer (Notiophilus spec.) vom 5. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 90mm | F3,5 | 1/80


Ein weiterer kleiner Käfer fiel mir auf: Es handelt sich wohl um einen Verwandten des Borkenkäfers, aber viel, viel kleiner. 

Motiv: Borkenkäfer vom 5. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 90mm | F4,0 | 1/50


Motiv: Borkenkäfer vom 5. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 90mm | F3,5 | 1/100


Vorletztes Jahr hatte ich in der Nähe eine kleine (4-5mm) hübsche Springspinne gefunden: Heliophanus cupreus, die durch die gelben Pedipalpen auffällt. 

Motiv: Heliophanus cupreus vom 2. April 2009
Aufnahmedaten: Canon40D | Tamron 90mm |


Diese war am Nachmittag nicht zu sehen, dafür aber eine andere ebenso kleine Springspinne, Ballus chalybeius

Motiv: Ballus chalybeius vom 5. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 90mm | F3,5 | 1/30

Dienstag, 3. Mai 2011

Die Kraft der Pflanzen

Mein Beitrag zum Flower-Power-Kreativtag von seelenruhig

Motiv: Wald- / Hohes Schlüsselblümchen (Primula elatior) zwischen Pflastersteinen vom 29. März 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Canon 50mm | F3,2 | 1/30

Die Kraft einzelner, so zart erscheinender Pflanzen, erstaunt immer wieder. Zwischen Pflastersteinen kämpfte sich dieses Schlüsselblümchen erfolgreich vor einem Hoftor durch. Offenbar wissen es auch die Besitzer zu schätzen, denn es war nicht zertreten.