Dienstag, 6. Juli 2010

15 Jahre Spitz

Rückblick auf ein Hundeleben



Vor 15 Jahren bekamen wir unseren Wolfsspitz, gebürtiger Bayer.... 
die Namenssuche war alles andere als einfach: Peterle und Ludwig standen im Raum - und Spitz. 
Und letzterer wurde es, der Name passt: Er ist ein Spitz, benimmt sich wie ein Spitz und heißt Spitz....
...und meist nervt er seit 15 Jahren den ganzen Tag:
- steht im Weg
- liegt im Weg
- hechelt laut
- regt sich übertrieben über Nachbars Hunde auf (da stellen sich ihm die Nackenhaare auf)
- bellt ohne Grund
dafür aber umso länger
- verteidigte uns früher vom Balkon aus gegen die Autos auf der anderen Seite der Straße, der Bahnlinie und des Flusses
- denkt nur ans Fressen und beginnt bereits 3 Stunden vor Essensausgabe zu nerven (und wird jeden Tag bestätigt: Würde er uns nicht immer an sein Fressen erinnern, wäre er schon längst verhungert!)
- schleppt an seinen vielen Haaren beständig "Andenken" ins Haus - und verteilt sie sorgfältig überall
- er hat einen 7. Sinn für offene Türen und nutzt sie sogleich für einen selbständigen Gang nach draußen
- schreit panisch auf und rennt davon, wenn man über ihn steigen will
- spielt den großen Macho und ist ein Riesen-Angsthase
- hat bis in die Haarspitzen und im Umkreis von 5cm Nervenzellen, die ihm signalisieren, wenn sich jemand nähert und befürchtet sogleich, man tut ihm was
- markiert die frisch gepflanzten Rosen ("So ein Sauschwein!")
- die Liste liese sich wohl endlos fortsetzen. 
Und doch möchte man ihn nicht missen: Hier ein kleiner Einblick und Rückblick auf ein ereignisreiches Leben.
Die meisten Bilder (v.a. die Welpenbilder) stammen noch aus analogen Zeiten...


...ein seltener Anblick, der Spitz auf dem Schoß: Und es dürfte wohl auch eines der letzten Male gewesen sein, denn eines Tages beschloss er: "Ich bin kein Schoßhund!". Jeder weitere Versuch, ihn hochzunehmen endete in ärgerlichem Bellen und gellenden Schreien. 

Im Nachhinein betrachtet, war das graue Fellknäuel als Welpe nicht gerade schön.... und es verwundert fast, dass sich daraus so ein schöner Hund entwickeln konnte! 
Übrigens: Er war der Schönste seines Wurfs!
Auf beiden Bildern ist als weiterer Hund Dina, unsere damalige Berner Sennenhündin, die er überlebt hat, zu sehen. 

Als Welpe hatte er es faustdick hinter den Ohren.... er war nicht nur der Schönste, sondern auch der Frechste:
So zerkleinerte er binnen weniger Nächte den extra gekauften Hundekorb - was zur Folge hatte, dass alle weiteren Hunde keinen Korb mehr bekamen.
Den Lieblingseinkaufskorb hat er danach an- und zerknabbert. 
Es folgte der Seidenschal. 
Der teure antike halbrunde Tisch im Flur. 
usw. 
usw.
Und im unbeaufsichtigten Moment stibizte er Kalbfleischröllchen von der Anrichte.


...eines Tages sorgte Wolfsspitzbesuch für Verwirrung: "Wie ist denn der Spitz rausgekommen, der sollte doch drinnen sein?" fragten wir uns spontan. Beim 2. Blick zeigte sich dann: Doppelgänger! Wir hatten Spitz-Besuch aus dem Nachbartal (links der unsrige).

Insgesamt war er immer ein lehrreicher Hund, der - hat er einmal verstanden, was man wollte - auf alles hochgeklettert ist und tapfer über Stämme lief:




Im Alter von ca. 2-3 Jahren gab es ein für den Spitz einschneidendes und prägendes Erlebnis:
Zwei riesige Kaltblüterpferde mit einer Kutsche erdreisteten sich im Rahmen eines Kindergeburtstags auf den Hof zu fahren.
Das war zuviel für seine Nerven: Sooo große Tiere! Dieser Gestank! Gegen seinen Willen in sein Revier eingedrungen!
Die Aufregung bei ihm war riesig und hinterließ nachhaltig Spuren: So war er sein Leben lang jedes Mal völlig aus dem Häuschen und aufgebracht, wenn er kilometerweit entfernt das Klappern von Pferdehufen hörte und ließ sich nicht beruhigen....
Leider gibt es vom Zusammentreffen (und vom Größenvergleich) von Spitz und Riesenpferden kein Foto...


Sein ganzes Leben dreht sich um zwei Gedanken: Fressen und Fressen. 

...und um die Überzeugung, dass er der einzige und größte Hund der Welt ist. Sowieso gehört die ganze Welt ihm.

Verhasst dagegen ist ihm das Bad. 
Jedes Mal, wenn wir ihn (nur wenige Male insgesamt) baden wollten, entwischte er klatschnass und eingeseift und rannte durchs Haus. 
Meist war es auch ein Meisterwerk, ihn überhaupt ins Bad zu bekommen. Er ahnte immer schon, was bevor stand und war verschwunden. 

Trotz seiner Wasser-Angst spricht erstaunlicher Weise nie etwas gegen ein Fuß- und Bauchbad im Teich (hier noch frisch angelegt).

Nach dem Tod der Dina bekam er einen zweiten Weggefärhten, die Nora: wieder Berner Sennen-Hündin.. 
Die beiden bildeten 10 Jahre ein treues und harmonisches Team:

Bis heute ist er ein kinderlieber Hund, mit dem man alles machen konnte - was ich als Kind auch tat..
 ...ob als alte Dame, kesser Tennisspieler, cooler Cowboy oder in Winterausrüstung, er macht immer eine gute (und geduldige) Figur:


Mit etwa 10 Jahren wurde er von einem wild gewordenen Bernhardiner angegriffen und verlor soviel Blut, dass niemand an ein Überleben glauben konnte - doch als zäher Bursche hat er es gepackt.

Weiter weiß er es sich immer und überall bequem zu machen. 
Und zu schlafen - wie es sich als Wachhund gehört, aber immer mit einem offenen Auge...



Heute mit 15 Jahren ist sein Leben ruhiger geworden und die Nase und das Gesicht weiß geworden: Taub und beinahe blind schläft er nun viel, tief und fest - was er zuvor nie tat. 

Und auch unsere Nora hat er überlebt und mit Lucie einen lebensfrohen und übermütigen neuen Wegbegleiter, die ihn respektlos vom Thron stürzte und ihn auf den letzten Platz im Rudel verwies (was zu erheblichen Haarvolumenverlust an der einst so prächtigen Ringelrute führte). 

Meist ist sie ihm zu wild - sie dagegen versteht nicht, dass er nicht spielt - doch ist sie nicht da, stimmt er ein einsames Wolfsgeheul an....


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