Motiv: Hummelragwurz (Ophrys holoserica) vom 8. Mai 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 90mm | F9 | 1/20
Obwohl der Titel so klingt, wird in diesem Post kein einziges Tier zu sehen sein....
Heute dreht es sich um Orchideen, genauer um Ragwurzen. Vorstellen möchte ich die Fliegenragwurz (Ophrys insectifera), die Spinnenragwurz (Ophrys sphegodes), die Hummelragwurz (Ophrys holoserica) und eine Hybride. In Deutschland gibt es außerdem die Bienenragwurz (Ophrys apifera).
Motiv:Spinnenragwurz (Ophrys sphegods) vom 25. April 2011
Motiv:Spinnenragwurz (Ophrys sphegods) vom 25. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 200mm | F3,2 | 1/200
Merkmale:
Je nach Art werden die Pflanzen 30-50cm hoch und tragen 4-10 Blüten.
Auf der braunen Lippe sind die insekten-imitierenden Zeichnungen.
Motiv:Spinnenragwurz (Ophrys sphegods) Blüte mit H-Zeichnung vom 23. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 790mm | F16 | 1/4
Bei der Spinnenragwurz ist die Zeichnung ein klares "H", bei der Hummelragwurz ein "H" mit Flecken. Die Hummelragwurz ist wohl die bunteste der vier Arten. Hummel- und Bienenragwurz lassen sich durch die Ausrichtung ihres Anhängsels an der Lippe unterscheiden: Bei der Hummelragwurz ist es nach außen geklappt, bei der Bienenragwurz nach innen geschlagen. Die Fliegenragwurz ist vergleichsweise sehr schmal.
Motiv: Hummelragwurz (Ophrys holoserica), deutlich zu sehen das nach vorne abstehenden Anhängsel der Lippe, vom 11. Juni 2010
Motiv: Hummelragwurz (Ophrys holoserica), deutlich zu sehen das nach vorne abstehenden Anhängsel der Lippe, vom 11. Juni 2010
Aufnahmedaten: Canon40D | Tamron 90mm | F6,3 | 1/125
Motiv: Fliegenragwurz (Ophrys insectifera) vom 25. Mai 2010
Aufnahmedaten: Canon40D | Tamron 90mm | F5 | 1/80
Bestäubung:
Ragwurzen haben eine ganz besondere Vermehrungsstrategie: Sie imitieren Sexuallockstoffe von bestimmten Insekten und auch die Blütenform ist an die einer weiblichen Biene / Wespe angepasst, inklusive Behaarung. Die Männchen schlüpfen zeitlich vor den Weibchen und werden dann von der Blüte angelockt. In der Annahme, es handele sich um ein Weibchen, "paart" sich das Männchen mit der Blüte. Bis es den Irrtum bemerkt, hat es den Pollen aufgneommen. Auf der Suche nach einem "richtigen" Weibchen wird es von der nächsten Blüte angelockt und bestäubt nun bei der "Paarung" die Blüte.
Motiv: Hummelragwurz (Ophrys holoserica) vom 8. Mai 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 90mm | F4,5 | 1/125
Die Imitation des Weibchens geht sehr weit. So können die Männchen anhand der Behaarung erfühlen, wo vorne und wo hinten beim Weibchen ist. Je nach Ophrys-Art werden die Pollinien dann auf das Abdomen oder auf den Kopf geklebt.
Motiv:Spinnenragwurz (Ophrys sphegods) vom 25. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 90mm | F208 | 1/2500
Der Erfolg dieser Strategie ist sehr gering, der Fruchtansatz liegt bei ca. 5%. Lediglich die Bienenragwurz hat aufgrund von erfolgreicher Selbstbestäubung nahezu 100% Fruchtansatz. Dies zeigt, dass eine zu große Spezialisierung im Laufe der Evolution auch Nachteile haben kann. Denn so wird nur ein sehr geringer Anteil der grundsätzlich möglichen Bestäuber erreicht, nämlich die Arten, die auf die Sexuallockstoffe und das Aussehen der Blüte positiv reagieren.
Motiv: Fliegenragwurz (Ophrys insectifera) vom 23. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 70-200mm @ 200mm | F3,5 | 1/250
Die Arten können untereinander hybridisieren, was die Bestimmung erschweren kann, denn auch die Einzelarten sind sehr variabel.
Motiv: Hybride aus Hummelragwurz und Spinnenragwurz (Ophrys holoserica x sphegodes) vom 8. Mai 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 90mm | F7,1 | 1/40
Motiv: Apochrome Bienenragwurz (Ophrys apifera) vom 3. Juli 2010
Aufnahmedaten: Canon40D | Tamron 90mm | F4 | 1/160
Bei unserer Tour zu den Ragwurzen begegneten wir einer Rentner-Gruppe, die uns fragte, ob wir Orchideen fotografieren - Ja - und wo sie denn seien? Das verwunderte uns schon etwas, denn am Standort stehen sehr viele. Wir zeigten ihnen also die Ragwurzen. Als Kommentar folgte "DAS sind Orchideen? Die hab' ich mir schöner vorgestellt!"
Die Gruppe hatte offenbar die großen bunten, tropischen, in Gärtnereien zu kaufende Orchideen vor Augen. Der abwertende Kommentar steht unserer Meinung aber in keinem Verhältnis zur überaus interessanten Biologie der Pflanzen.
Motiv:Spinnenragwurz (Ophrys sphegods) vom 23. April 2011
Aufnahmedaten: Canon50D | Tamron 90mm | F2,8 | 1/640
Die Bienenragwurz war 1995 und die Fliegenragwurz 2003 Orchidee des Jahres.
Da hier Pflanzen und Tiere ganz eng zusammenhängen, müssen auch im Naturschutz der Schutz der Ragwurzen mit dem der Hautflügler verknüpft werden.
Literatur: Horst Kretzschmar: Die Orchideen Deutschlands und angrenzender Länder finden und bestimmen, Wiebelsheim 2008.
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